Dienstag, 5. Juni 2007

"Alternativgipfel im Schatten der Krawalle" "Randalierer zu zehn Monaten Haft verurteilt" "Gummigeschosse, Hitzestrahlen, Pflastersteine"

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So und ähnlich berichten derzeit auch Online-Magazine, wie der Spiegel über die Demonstration des vergangenen Samstags und seinen nachfolgenden Tagen.



Gut, zugegeben: Ich hatte mir zuvor auch ausgemalt, welche Ausmaße eine unhaltbare Menschenmasse, wie sie in Rostock erwartet worden war, annehmen könne und wie es in "meiner Stadt" wohl aussäe, wenn 100.000 - auch alkoholisiert - ihre Gewalt gegen einen Gegner in Form eines Rossmann-Schaufensters richten, weil das eigentliche Ziel eher idieller Natur oder aber eben keines ist.



>> Die tollen Fotos hat übrigens Herr Tschipi gemacht; bis auf "das brennende Auto", das einem Online-Magazin entsprang <<


Als dann bereits vor Tagen, hunderte von Einsatzwagen der Polizei die Straßen der Stadt säumten; die Kröpi einem Szenenbild aus "28 Days Later" glich; der Patriotische Weg, als mein derzeitiger Wohnort, Autos- und Menschenleer vor mir lag, war ich wirklich gespannt, was da kommen sollte!




Ja... und schließlich musste ich feststellen, dass vieles nur halb so schlimm ist.

Natürlich gab es Ausschreitungen und natürlich sind Menschen verletzt worden; und ja, der sogenannte "schwarze Block" provoziert manchmal ohne großartiges politisches Interesse, sondern weil "Bullen einfach mal scheiße sind" und ja, auch der eine und andere Polizeibeamet verhält sich in diesen Tagen nicht mehr ganz so besonnen; er wäre sicher auch lieber zu Hause - sonstwo.





Ich habe eine, für mich, sehr schöne Demonstration erlebt! Viele Menschen haben sich tolle Dinge einfallen lassen, um zu zeigen, womit sie nicht einverstanden sind; das Musikprogramm war so abwechslungsreich wie das Wetter - oft war ich mehr mit An - und wieder Ausziehen beschäftigt, als mit allem anderen, und ich empfand dieses, über Tage dauernde, Treffen-von-vielen-Leuten-die-alle-viel-Bier-trinken-und-schlagartig-um-22Uhr-die-Innenstadt-verlassen als angenehm und freundlich.



Die Bilder, die das Fernsehen zeigt - und an dieser Stelle großes Lob an den/die RegisseurIn: Es ist bemerkenswert gut gelungen, die Aufnahmen EINEs brennenden Ford Fokus so zusammen zu schneiden, dass es aussieht, als hätte Rostock zur Hälfte in Flammen gestanden - entsprechen oftmals nicht der Realität und auch die mündlichen Beiträge fokussieren meiner Meinung nach ungünstig.



Da wird dann nicht mehr davon gesprochen, dass es buntes Treiben für eine gute Idee ist, sondern da wird von einem Schaden von 50.000 €, angerichtet durch radikale Autonome, berichtet, der sich in Wahrheit aus einer Strecke von 5 x 6 Metern Bügersteig am Stadthafen zusammensetzt, berichtet und ich find's irgendwie peinlich!


Wo kann ich jetzt dagegen demonstrieren, dass sich aufgrund falscher/ übertriebener/ Hetzjad-ähnlicher Nachrichten, wenigstens alle halbe Stunde ein anderes Mitglied meiner Familie (und die ist sehr groß) telefonisch meldet und mich fragt, ob ich mich "bei diesem Krieg überhaupt noch auf die Straße traue"?

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